Der nächste Morgen …
Die erste Nacht im neuen Truck war noch fremd für mich, da ich in meiner Ausbildung meist zuhause geschlafen oder wenn es mal sein musste, in einer Jugendherberge übernachtet habe. Da es noch relativ früh war, habe ich erst mal im hiesigen Supermarkt etwas eingekauft, damit ich unterwegs nicht immer für teures Geld in den Tankstellen oder Raststätten einkaufen musste. Zum Glück habe ich noch genügend frische Klamotten dabei, so das ich bis Ende der Woche auskommen sollte. Nebenbei habe ich mir noch ein paar wichtige Sachen für den Truck besorgt, denn Kaffee ohne Wasserkocher wird irgendwie nix. Als ich dann beim Frühstück sitze ging auch schon das Handy und meine Spedition war dran. Erstmal wurde ich vom Chef gelobt, das meine erste Lieferung so reibungslos geklappt hat und ich war auch irgendwie etwas Stolz auf mich. Aber was ich dann hörte, war dann noch nicht sooo toll, denn ich wurde ins kalte Wasser geworfen und sollte 2 Druckbehälter von Hamburg nach Roststock fahren. Das war schon etwas anderes als Tiefkühlkost und eine ganz andere Gewichtsklasse. Aber der Chef sagte, dass ich es schon locker über die Bühne bringen würde. So schnell wie der Chef am Telefon war, war er auch schon wieder weg und Brigitte seine Sekretärin gab mir die Adresse durch. Ich aß dann schnell auf und gönnte mir noch einen Coffee2Go und machte mich auf den Weg. Mittlerweile war es schon komisch und ich hatte gar nicht das Gefühl, dass ich gestern erst alleine die Fahrten erledige.
Also schwang ich mich in meinen Truck gab die Adresse ins Navi ein und schon ging es los. Ok so eine schwere Ladung habe ich schon mal gefahren, aber das war nur auf einem Übungsgelände und das dann noch mit dem Fahrlehrer an der Seite. Naja wird schon schief gehen, dachte ich mir und kam nach 15min beim Auftrag an. Habe mir dann schnell die Frachtpapiere abgeholt und bin dann auf das Werksgelände gefahren und da sah ich auch schon meinen Hänger. OK es sah nicht überdimensioniert aus, aber die 25t hatte es trotzdem. Ich versuchte natürlich professionell zu wirken und mir die Angst nicht anmerken zu lassen. Also rein in meine Truck und angekoppelt. Beim losfahren merkte ich schon das enorme Gewicht und musste schon etwas mehr Gas geben.
Als ich mich dann langsam in Bewegung setzte, war die Angst schon mal was weniger. Trotzdem fuhr ich recht vorsichtig, denn man will ja die Ladung nicht gefährden oder Menschen. Die ersten 100km ging es recht gut voran und das Wetter war beim losfahren noch durchwachsen. Dann aber fing es an zu regnen und ein Gewitter zog auf. Ich bin dann extra noch etwas langsamer gefahren, da man durch den starken regen keine 50m mehr weit gucken konnte. Zum Glück war es nach etwa 20min vorbei und es klarte wieder etwas auf. Nach 2 ½ Stunden, bin ich dann am Ziel angekommen und war froh, das alles so reibungslos geklappt hat.
Nachdem ich dann die Ladung pünktlich abgeliefert hatte, rief ich meine Firma an und Brigitte gab mir einen neuen Auftrag durch, wobei es in der gleichen Stadt war und nicht sehr lange dauert. Ich musste nur 2 Tieflader in die Werkstatt fahren, die am Stadtrand lag. Alles in allem, hat es keine 30min gedauert, aber Kleinvieh macht auch Mist wie man so schön sagt.
Es ist irgendwie schön immer andere Städte zu sehen und so habe ich dann erst mal Mittagspause gemacht und mir einen Döner mit Pommes und Salat gegönnt. Frisch gestärkt lief ich noch was in der Stadt bummeln, als das Handy ging. Naja wer dran war, könnt ihr euch ja denken. Ich sollte sofort zu der genannten Adresse fahren und mich um eine Eillieferung kümmern. Es geht um einen großen Gastank der dringend in Berlin erwartet wird. Der Truck der anderen Spedition steht mit Motorschaden auf der Autobahn. Ich natürlich die Adresse notiert und ab zu meinem LKW. Kurz getankt und ab ging es zum Kunden. Natürlich war es wieder etwas größeres um es mal harmlos auszudrücken. Langsam bekam ich das Gefühl, dass mein Chef mich ärgern will, aber was macht man nicht alles, zumal er mir ja auch vertraut, sonst würde ich diese Touren ja nicht bekommen. Bei der Firma angekommen, angekoppelt und los ging es wieder.
Fortsetzung folgt ...
es geht weiter
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Da es recht ruhig war, schaltete ich mal das Radio ein und hörte etwas Delta Radio aus Kiel. Den Sender höre ich doch recht oft und gerne. Es war schon ein recht komisches Gefühl, so einen dicken Gastank zu transportieren, aber mit jedem Kilometer wurde ich ruhiger. Naja bei meiner Ausbildung hab ich eigentlich ganz gut abgeschnitten und war meist immer als erster fertig und das mit nur 1-2 Fehlern. Gerade wenn man frisch aus der Ausbildung ist, denkt man oft darüber nach, damit man bloß keinen Fehler macht, zumal ich mit meinen 21 Jahren noch recht jung war. Andere Brummifahrer die schon 40 oder älter waren, machten alles schon im Schlaf, wobei gerade die Routine gefährlich ist, denn man muss immer mit allem rechnen. Es war zwar ein Eilauftrag, aber ich musste trotzdem was essen und eine kleine Pinkelpause machen. Da ich noch gut in der Zeit lag, fuhr ich eine Tankstelle an und machte ca 30min eine Pause.
Nachdem ich mir einen Kaffe getrunken und ein Mettbrötchen genehmigt hatte und natürlich eben auf dem Klo war, machte ich mich wieder auf den Weg. Manchmal ist es doch hart so eine Arbeit zu machen, immer auf der Straße dem Horizont entgegen. Aber solange man das macht, was einem Spaß macht, ist es doch der perfekte Job. Klar heutzutage mit Handys und GPS weiß der Chef immer, wo man gerade ist und da hatte man früher schon ein kleines bisschen weniger Stress. Ach ja, in der Pause hab ich mir meine Ladung mal genau angeguckt … man is das Teil fett und ich fahre und bewege es von Punkt A nach B. Ok zu viel Eigenlob ist auch nicht gut. Nach knapp 2 Stunden Fahrt war ich echt froh, dass ich es heil und ohne Probleme nach Berlin geschafft habe. Schnell auf den Werkshof und abkoppeln.
Als ich mir dann die Frachtpapiere unterschreiben lassen wollte, war natürlich mal wieder der Zuständige in der Kaffeepause (soviel zum Thema Eile). Egal dann hol ich mir eben auch einen Kaffee im Pausenraum der Firma und komme etwas zur Ruhe. Nach 20min ging ich dann zur Laderampe und konnte mir die Papiere unterschreiben lassen. So ganz nebenbei fragte der Vorarbeiter mich dann, ob ich heute noch eine Lieferung wieder nach Roststock fahren könnte. Kein Problem ich frage eben meinen Chef ob das klar geht und melde mich dann wieder bei dir. Also rief ich Brigitte an und sagte, dass ich hier einen Auftrag bekommen könne. Da momentan nichts weiter anlag, faxte Sie die nötigen Papiere hierher und 15min später, war schon alles geregelt. Ich bekam die Adresse vom Vorarbeiter und kletterte wieder in meine Maschine. Auf dem Gelände angekommen stand dort ein Hänger mit 2 Traktoren, die nach Roststock mussten zu einer Ausstellung. Mittlerweile war ich mitten in meinem Element und koppelte die Teile an. Meine Lenkzeiten sollten heute noch ausreichen, wenn ich zügig wieder nach Roststock komme. Ich legte den Gang rein und fuhr los.
Die Fahrt ging gut voran und ich hatte richtig gute Laune. Mein zweiter Arbeitstag und schon soviel geschafft. Je mehr desto besser, so schaffe ich vielleicht diesen Monat noch einen Bonus und kann mir den neuen LED 3D TV kaufen, für den ich schon 6 Monate schwärme. Ich freu mich schon auf mein erstes Gehalt als Angestellter, denn das Azubigehalt war meist nie die Welt. Jedenfalls kam ich gegen spät Nachmittag wieder in Roststock an und war doch schon etwas groggy.
Nach dem abkoppeln fragte ich in der Firma, ob ich heute Nacht auf den Werksgelände schlafen kann. Da dort 24 Stunden angeliefert wird, sollte es auch kein Problem geben nicht mehr auf das Gelände zu kommen. Also stellte ich meinen LKW ab und ging noch etwas in die Stadt für 1-2 Bier und ein leckeres Abendessen beim Italiener.
Als ich dann gegen 21Uhr wieder bei meinem fahrenden Bett war, rief ich noch kurz beim Chef an, damit er weiß das ich jetzt erst mal Pause machen muss. Momentan sei sowieso kein Auftrag eingegangen und ich solle mich morgen gegen 8Uhr wieder bei ihm oder Brigitte melden. Also mache ich es mir gemütlich, zog die Gardinen zu und legte mich aufs Ohr.
Fortsetzung folgt ...
Edit by scheffi , auch hier gelten die Forenregeln, keine Doppelpost